Chancen auf dem US Markt
Heute treffen wir uns mit Mac, der auch gerade in Kathmandu ist. Den Kontakt hat eine liebe Freundin aus Berlin hergestellt. Mac exportiert seit über 30 Jahren Handwerkskunst aus Tibet und Nepal in die USA und verkauft es dort im grossen Stil auf Märkten, auf einer Online-Plattform und über Katalog. Ein Profi, der sich bestens auskennt. Wir sind gespannt ihn zu treffen. Da er sehr beschäftigt ist, fahren wir zu ihm nach Patan. Das ist eine Nachbarstadt von Kathmandu und das Zentrum aller Botschaften, NGOs und INGOs. Hier ist es viel sauberer als in Kathmandu, das STrassenbild oft geprägt von Jeeps verschiedener Hilfsorganisationen und das Angebot an Bars- und Restaurants sehr westlich geprägt. Wir sind sehr selten hier und staunen jedes mal. Mittlerweile sind wir ganz selbstverständlich mit dem Roller von Prakriti unterwegs. Oliver kommt gut mit dem Rechtsverkehr und den Schlaglöchern zurecht und drängelt und schlängelt sich durch das Strassenchaos ganz wie ein echter Nepali.
In Patan angekommen, breiten wir unsere ganze Shakti Milan Palette in Piano, einem Italienischen Restaurant, auf der Dachterrasse aus. Die Klassiker, unsere City Bag, genauso wie die neuen Prototypen. Super gespannt erwarten wir Mac.
Mac ist ein super sympathischer und entspannter Geschäftsmann. Mehrmals im Jahr verschickt er Container mit Waren aus Nepal in die USA um sie dort zu vertreiben. Das Leid der Transportkosten können wir bereits mit ihm teilen. Er erklärt uns seine ganze Lieferkette und wer alles etwas vom Kuchen abhaben will, bis das Endprodukt dann verkauft ist. Ja, das kommt uns bekannt vor, deshalb verkaufen wir ja auch am liebsten direkt an den Endkunden. Aber mittlerweile haben wir eine gut laufende Produktion, die locker 300 Taschen pro Monat schafft und da müssen wir uns nach Vertriebspartnern umsehen, die auch gewissen Mengen abnehmen können, damit wir unseren Ladies eine Beschäftigungssicherheit bieten können. Mac wäre ein Glücksfall für uns, auch wenn wir beim Preis einige Kompromisse eingehen müssen.
Gespannt wie ein Flitzebogen sind wir, ob ihm unsere Produkte wohl gefallen und in sein Sortiment passen. JA! Er ist begeistert. Lobt die Produkte und die Verarbeitung. Hat hier und da noch ein paar Anmerkungen aber unterm Strich ist alle gut. Wir beschliessen, dass wir es gerne auf einen Versuch ankommen lassen wollen und eine kleine Charge nach seinen Wünschen produzieren, die dann als Test auf dem US Markt landen. WOW!
Als nächstes schickt uns Mac seine Designerin, die sich unsere Produktion anschaut und bestimmte Änderungswünsche hat. Und gemeinsam mit ihr kommt auch seine Qualitäts-Managerin. Sie wird alles inspizieren und ihm dann einen Report schicken. Jetzt heisst es Daumen drücken, dass wir den Qualitäts-Check gut bestehen und uns auch über Preis und Konditionen einig werden. Bitte alle mithelfen. Wir berichten dann, wie die Geschichte weitergeht.
Das liebe Essen….
Oliver: Wer mich kennt, der weiß, dass ich gerne esse. Nur bei 32°C im Schatten kann ich auch gerne mal auf das Mittagessen verzichten und abends lecker essen. Das habe ich nun heute Mittag allen betroffenen und nicht-betroffenen Mitgliedern der Gastfamilie mitgeteilt und versucht klarzumachen, dass es mir gut geht und ich nur kein Mittagessen wünsche. Selbst beim rausgehen habe ich die x-te Rückfrage nochmals bestätigt, dass ich aktuell weder Reis noch Tee benötige. Es sind schließlich 32°C. Ca eine Stunde später steht plötzlich Prakriti neben mir und bietet mir eine Nudelsuppe mit den Worten an, dass ich doch was essen müsste und Kerstin hat schliesslich auch eine Nudelsuppe gegessen. I like Nepal.
Apropos essen. Essen in Nepal bedeutet Reis mit Linsen, was hier Dal Baht heißt. Da ich zusätzlich auch noch in einem Vegetarier Haushalt bin, gibt es hier ausschließlich Reis mit Linsen. Aber es gibt Beilagen. Kartoffeln. Wozu brauche ich Kartoffeln, wenn ich Reis habe? Sei ruhig und iss. I like Nepal.
Zu den guten Sitten in Nepal gehört es, dass man gerne einen Nachschlag nimmt. Nun habe ich selten ein Problem damit einen Nachschlag zu nehmen, doch wenn man bereits den Teller mit Reis und Linsen und eben Kartoffeln hoch wie den Himalaya gefüllt hat, fällt es auch mir schwer, einen weiteren Löffel von jedem dazu zunehmen. Doch Ama, die Mutter von Gokul und Herrin der Küche, lässt natürlich nicht locker und so gibt es noch einen Löffel Reis und etwas Linsen, ach ja Kartoffeln gibt’s auch noch. I like Nepal.
Dass meine Essensverweigerung auch noch am nächsten Tag Thema sein wird, hätte ich nicht gedacht. Aber bereits zum Frühstück kommen wir wieder auf das Thema und Gokul möchte sichergehen, dass ich heute was esse. Da ich plane mit Krishna in die Stadt zu einem Festival zu fahren, werden mir bereits jetzt MoMos (eine Art Nepalesische Maultaschen) versprochen. In der Stadt hat mir Krishna dann einen Geheimtipp für MoMos gezeigt und ich habe sehr leckere MoMos gegessen. Um alle Gemüter zu beruhigen habe ich ein Selfie per FB Messenger in die Runde geschickt und alles ist wieder gut. I like Nepal.
Da ich, ehrlich gesagt, die ganze Aufregung nicht verstehe (tut mir sicherlich auch mal gut eine Mahlzeit auszulassen), erklärt mir Kerstin, woher die Aufregung kommt. Als ausländischer Gast bin ich hier das wichtigste Gut im Haushalt. In der Kultur der Nepalesen ist Essen wesentlich, wenn nicht sogar heilig. Das ich nicht zu Mittag gegessen habe, war also ein kultureller Fauxpas. Es gibt nur eine Ausnahme und das ist die Gesundheit. Da alle Nepalesen wissen, dass wir Bleichgesichter manchmal mit den Speisen magentechnisch nicht klarkommen, kann man dann eine Ausnahme machen, da die Gesundheit wohl über dem Essen steht. Dieser Grund darf auch als Ausrede benutzt werden. I like Nepal.
Pooja in Pashupatinath
Heute Nachmittag gibt es Kultur. Gokul, sein Freund Raj, Krishna, Kerstin und ich fahren mit den Motorrädern zuerst zur Augentempel-Stupa. Auf dem Weg zur Stupa sehen wir die auch ein Jahr nach dem Erdbeben noch existierenden Zeltlager der Obdachlosen. Am 25. April jährt sich dieses fürchterliche Ereignis zum ersten Mal und ich werde sicherlich noch dazu berichten.
Angekommen an diesem besonderen Platz mit dem buddhistischen Heiligtum in der Mitte und den unzähligen Hotels und Geschäften im Ronell um die Stupa herum, erkennt man schnell, dass dies ein Magnet für Nepalis, Mönche und Touristen ist., aber vor allem für die Tibetische-Gemeinschaft ausserhalb Tibets. Alle Menschen gehen im Uhrzeigersinn um die Stupa herum. Mindestens 1 Mal. Und nie eine gerade Anzahl an Runden. Dabei halten sie ihre Gebetsketen (Malas) in den Händen und beten vor sich hin.
Auch dieses Heiligtum hat Schaden durch das Erdbeben genommen. Die Spitze der der riesigen Kuppel und die charakteristischen Augen wurden beschädigt, danach entfernt und jetzt komplett erneuert.
Nach dem buddhistischen Heiligtum fahren wir danach zum hinduistischen Heiligtum. Einer der stimmungsvollsten Orte in Kathmandu ist für mich Pasupatinath. Bereits bei unserer ersten Reise vor über einem Jahr haben wir diese „Begräbnisstätte“ besucht. Für einen Hindu gibt es nichts Erfüllenderes, als hier nach dem Tot verabschiedet, verbrannt und im Fluß als Asche auf den Weg ins Jenseits gebracht zu werden. Zum Glück gab es hier nur wenig Schäden durch das Erdbeben. Heute Abend gibt es eine besondere Zeremonie, an der wir teilnehmen wollen. Kerstin, etwas Abseits sitzend und die Stimmung mit der Musik und den Farben genießend, und ich mit der Kamera in der Hand direkt um das Geschehen herumspringend, um möglichst stimmungsvolle Bilder zu knipsen. Immer wieder einen Abend wert.
Einführung in Nepals High Society
Bei unserem Termin in der Deutschen Botschaft haben wir einen Kontakt zu einem Österreichischen Geschäftsmann bekommen, der in Nepal einen Deutsch-Nepalesischen Unternehmer-Stammtisch organisiert. Das klingt spannend. Also haben wir ihn angeschrieben und auf ein Bier eingeladen um von ihm mehr darüber zu erfahren, wie der Hase so in Nepal läuft und wie wir hier erfolgreich sein können. Er antwortet sofort und lädt uns zum Treffen in sein Familien-Restaurant nach Patan ein.
So langsam lernen wir, dass Patan, Kathmandus kleine Nachbarstadt, auch für uns wichtig ist.
Wir sind sofort per Du. Herbert. Er ist super nett, sehr offen und wir trinken erst einmal einen vorzüglichen Wein in seinem Restaurant. Hier ist es wie in Italien oder wie im Molinari in Berlin. Ein Treffpunkt von Familie, Freunden und Geschäftspartnern. Wir sitzen mit am grossen Familien-Tisch im Restaurant und lernen so auch seine Nepalesische Familie kennen. Alle gut ausgebildet, sehr freundlich und international erfahren. Deutsch sprechen sie zwar nicht, verstehen aber jedes Wort.
Und da gerade an diesem Tag das Nepalesische Neujahrsfest gefeiert wird, kommt eine Lokalprominenz nach der anderen in das Restaurant. Herbert kennt und begrüsst sie alle. Eine der reichsten Familien Nepals (so klärt uns Herbert auf) kommt spontan zum Abendessen vorbei. Das ist für uns eine ganz neue Welt. Die Welt der Upper-Class in Nepal haben wir bisher noch nicht erlebt. Wir waren in den Dörfern unterwegs, haben in Hütten Reis über dem offenen Feuer gekocht und unter einfachsten Bedingungen gelebt. Auch kennen wir den gehobenen Lebensstandard unserer Gastfamilie hier in Kathmandu. Aber das ist hier ist neu für uns. Wir gucken und staunen. Lauschen den Geschichten von Herbert und freuen uns darüber, dass auch hier unsere Taschen auf Begeisterung stoßen. Vielleicht schaffen wir es sogar ein paar Exemplare auf dem lokalen Markt zu vertreiben und damit die horrenden Transportkosten noch Deutschland zu sparen. Wir werden auf jeden Fall noch einmal wieder kommen, in dieses besondere Restaurant.
Morgen verlassen wir wieder unsere Heimat in Nepal und fliegen zurück nach Berlin. Es gibt noch einige Geschichten zu erzählen, was wir dann in den nächsten Wochen nachholen werden.
Namaste!