Abschluss Fotoprojekt und Kuschelstunde im Waisenhaus

Nach einer Stunde QiGong und Meditation auf dem Felsen mit der Sonne im Rücken und mit Blick auf die Berge sowie einem ausgiebigen Frühstück fühle ich mich gewappnet heute alle Schulklassen zu besuchen.

IMG_8319 IMG_8317Heute schließen wir das Fotoprojekt ab. Oliver hat die 100 besten Fotos der Kinder aus allen Gruppen und über alle Themen in einer Bildschirmpräsentation zusammengestellt. Inzwischen gibt es im Dorf auch erste Nachahmer des Fotoprojekts 😉

IMG_8147 IMG_8238Sidi, Oliver und ich fangen in Klasse 8 an und arbeiten uns dann runter bis zur 1. Klasse. In jeder Klasse sagt Oliver noch kurz etwas zu dem Fotoprojekt, Sidi übersetzt und dann zeigen wir die Top 100 auf unseren Rechnern. Die Reaktionen sind in jeder Klasse unterschiedlich. Aber unisono kommen die Fotos gut bei den Kids an. Die beeindruckendsten Reaktionen gibt es in der 1. Klasse, wo wirklich jedes Bild von den Kleinen kommentiert wird: „Hund“; „Ziege“; „Tante Sowieso“, „Parvati Madam“, etc.

IMG_8429 IMG_8436 IMG_8454Oliver spielt die Fotos auch auf den Schul-Laptop und wir werden in Kathmandu einige der Fotos ausdrucken und laminieren lassen. Dann kann Bhagwan sie bei seinem nächsten Besuch in Swaragau mitbringen und in den Klassenzimmern aufhängen.

Am Nachmittag fotografieren wir noch mal alle Waisenkinder in der Gruppe und einzeln. Da werden Mützen abgenommen, Hosen zugeknöpft und die Hemden in den Hosenbund gestopft. Das ist eine ernste Angelegenheit und während jeweils ein Kind vorm Heuhaufen in Pose gebracht wird stehen 11 andere drum herum und kommentieren das Geschehen.

IMG_8408Dann fange ich endlich an, die Dokumentation über das Dorf zu erstellen, damit es die nachfolgenden Volontäre einfacher haben, hier zu landen und schneller aktiv werden können. Und da ist es wieder: mein Lieblingsthema „Einführung für neue Mitarbeiter“, was mich in allen Lebenslagen, sogar in abgeschiedenen Bergdörfern, verfolgt ;-). Ich sehe den Schulleiter auf dem Hof sitzen und Hausaufgaben überwachen. Das ist meine Chance einige Infos über das Dorf aus erster Hand zu erfahren und so geselle ich mich mit meinem Rechner dazu und frage ihn aus. Schnell haben die Kleinen ihre Hausaufgaben beiseite geschoben und gucken uns über die Schulter, während ich die Informationen, die mir der Lehrer gibt, in meinen Rechner schreibe. Das ist ja auch viel interessanter! So wird das Ganze doch noch eine kurzweilige Aktion und ich erfahre viele interessante Dinge.

Seifenblasen funktionieren immer, hat mir Kathrin in Berlin prophezeit und wie recht sie hatte! Ich sitze am Dorfplatz und 2-3 Mini-Nepalis gesellen sich zu mir. Ich ziehe ein kleines Fläschchen Seifenblasen aus der Tasche und lasse sie abwechselnd pusten. Wahnsinn, innerhalb von Sekunden haben die anderen Kids das mitbekommen und stürmen auf mich zu. In kurzer Zeit bin ich umringt von einer ganzen Traube brauner Gesichter in allen möglichen Schattierungen. Sie pusten was das Zeugs hält und jagen jeder Seifenblase hinterher. Ein großer Spaß mit ganz kleinen Mitteln. Als ich dann irgendwann die Flasche zumache und sage „finish“, zerstreuen sich die kleinen Nepalis sofort. Kein Murren, kein Betteln oder Zetern. Sie hatten ihren Spaß und jetzt ist es zu Ende. So was habe ich in Deutschland bei Kindern noch nicht erlebt.

IMG_4346Zum Abendessen gehen wir heute wieder ins Haus der Waisenkinder. Wir freuen uns, denn hier gibt es den besten Rakshi des Dorfes, überm Feuer aufgewärmt mit Honig. Sehr lecker! Oliver hat die Fotos und Portraits der Kinder, die er am Vormittag gemacht hat, fertig überarbeitet und den Laptop mitgebracht. Gemeinsam schauen wir uns die Bilder an, die wirklich sehr schön geworden sind. Auch die Gasteltern sind ganz begeistert. Als Oliver seiner kleinen Freundin Anju ihr Portrait mit den Worten „Ramro choa“ (sehr schön) zeigt und sie ihn übers ganze Gesicht anstrahlt, verdrehe ich die Augen. Nach dem sehr leckeren Dal Bhat und einigen Bechern Rakshi wollen wir eigentlich aufbrechen und uns von den Kindern im Nebenraum verabschieden. Die Kinder haben sich, während wir gegessen haben, mit Decken und Kissen eine gemütliche Höhle gebaut und kuscheln alle zusammen in den Decken. Sidi ist als erster in den Decken verschwunden, zur hellen Freude der Kids. Ein Blick von Anju und Oliver sinkt auch in die Knie. Vielleicht übertreibe ich hier etwas (hoffentlich!) aber auf jeden Fall ist das nächste, was ich von ihm sehe, dass er mit 2 Mädels im Arm auch unter der Decke verschwindet. Auch ich werde schnell von den restlichen Kindern in Beschlag genommen, mit denen ich kuschelnd und kichernd im Deckenberg versinke. Mit soviel Rakshi intus wäre ich beinahe gar nicht mehr aufgestanden, so gemütlich war das.

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Heute ist wieder Schule

Frisch gewaschen und mit sauberer Kleidung, nach der gestrigen Waschaktion, versammeln sich heute alle Kinder wieder auf dem Schulhof zum Morgenappell. Wir gucken uns das Spektakel gerne wieder an und legen schon wie selbstverständlich die rechte Hand aufs Herz sobald die Nepali-Nationalhymne gesungen wird. Die ist wirklich flott und bleibt mir den ganzen Vormittag als Ohrwurm hängen.

IMG_8262 IMG_8266Alle 5 Kameras bekommen wir im Laufe des Vormittags zurück. Für das Thema „Familie“ hatten wir den Gruppen die Kameras über den freien Samstag mit nach Hause gegeben und jetzt sind wir natürlich super gespannt auf die Fotos der Kinder.

Aber erst mal geht es für uns wieder in den Unterricht. Heute bin ich mit der Klasse 5 dran und Oliver geht in die 2. Klasse. Bis zum Mittagessen mache ich noch 2 weitere Klassen und werde von mal zu Mal besser und routinierter. Aber das gesprochene Englisch der Kinder -egal in welcher Klasse- ist erschreckend schlecht. Sie haben kaum Worte und verstehen oft die einfachsten Sätze nicht. Auf meine Frage was sie mal werden wollen antworten 90% mit „Lehrer“. Na super, bis dahin ist es aber noch ein langer Weg! Mathe geht gar nicht. Da mich immer alle fragen wir alt ich bin, ist meine Standardfrage in jeder Klasse im Anschluss: „Wenn ich 43 bin und du bist 11, wie viele Jahre bin ich dann älter als Du?“. Das kann kaum jemand beantworten.

IMG_4396 IMG_4389Oliver hat sich zurückgezogen um die Fotos zu überspielen und auszuwerten. Dafür hat er sich mit seinem Laptop vor das Flaschenhaus gesetzt. Kaum, dass er angefangen hat zu arbeiten, kommt eine Gruppe Kinder vorbei und erblickt den Laptop. Und damit war es auch schon wieder aus mit der Ruhe. Umringt von einer ständig wachsenden Schar kleiner Rotznasen präsentiert Oliver alles, was die Zauberkiste Laptop so hergibt.

IMG_3011Zum Mittagessen ist auch Luisa von ihrem Ausflug nach Pokhara wieder zurück. Mit ihr sind auch neue Essensvorräte für uns im Dorf angekommen. Perfekt!

Am Nachmittag gönne ich mir ein Mittagsschläfchen. Unterrichten ist anstrengend ;-). Oliver macht derweil Portraits von den Blinden-Kindern und wertet endlich die Fotos vom Wettbewerb aus. Sind echt super Fotos dabei!

Zum Abendessen gehen wir heute zu Parvati. Hier hocken wir wieder auf dem Boden der Lehmhütte, es gibt leckeren Rakshi und Dal Bhat auf dem Feuer zubereitet, während die Oma sich mit Luisa die Zigaretten teilt. Dass zu Hause heute der erste Advent gefeiert wird, kriegen wir gar nicht mit. Wir sind hier so weit weg in einer anderen Welt, und uns wird erst Tage später auffallen, dass ja schon ein Licht am Adventskranz brennt.

Der Mann, dem seine Frau durchgebrannt ist

Wir starten den Tag mit dem 2. Teil des Fotowettbewerbs zum Thema „Freunde“ und „Posing“. Wir haben neue Batterien bekommen und alle 5 Kameras laufen. Bis zum Nachmittag erwarten wir die Fotos, um dann direkt die schönsten Bilder zu küren und die Preise zu vergeben. Die Kids haben sichtlich Spass dabei, sich gegenseitig zu fotografieren und dabei entsprechende Hintergründe auszusuchen.

Malen können wir heute nicht, denn die Farbe ist noch nicht angekommen. Also machen wir eine kleine Wanderung in den Hügeln mit Sidi, unserem Guide. Wir kommen noch an weiteren Dörfern vorbei und machen Rast auf dem Hof einer kleinen Schule. Dort sitzen jede Menge kleine Rotznasen in der Sonne mit ihrem Lehrer über ihre Hefte gebeugt. Als sie Oliver erblicken, kriegen sie ein bisschen Schiss. Sehr skeptisch werden wir beäugt und nach und nach versuchen sie möglichst viel Distanz zwischen sich und uns zu bringen. Wir wandern weiter, aber leider sind die Berge heute Wolkenverhangen und außer vielen Hirsefeldern sowie Büffel- und Ziegenherden ist nicht viel zu sehen. Also kehren wir um, damit wir noch Mittagessen können, bevor wir rechtzeitig zum Schulschluss die Fotos prämieren können. Heute ist Freitag und da geht die Schule nur bis 14 Uhr.

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Angekommen an unserem Kochzelt, platzen wir in eine kleine Menschentraube, die aufgeregt diskutieren. Auch unsere Hausmutter ist dabei. Sidi erklärt uns später, dass ein Mann nach 10 Jahren Arbeit in Malaysia gerade ins Dorf zurückgekehrt ist, um zu erfahren, dass seine Frau in der Zwischenzeit mit einem anderen Mann und dem Geld durchgebrannt ist, das er nach Hause geschickt hat. Die beiden Kinder hat sie dagelassen. Das ist ein großes Thema und wird auch noch abends am Feuer weiter diskutiert.

Die Preisverleihung für die besten Fotos ist wieder eine große Sache. Alle Gruppen versammeln sich auf dem Dorfplatz in Reih und Glied. Oliver sagt kurz was zu den Bildern und dann dürfen sich wieder alle einen Preis aussuchen, allen voran die Gewinnergruppe. Die Kinder sind so schüchtern, dass es ewig dauert, bis sie sich trauen, einen Preis aus der Schüssel zu fischen.

Wir ein paar Beispiele der Freunde und Posing-Fotos:

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Vor dem Abendessen machen wir noch eine Runde durchs Dorf. Wir gehen zum Waisenhaus und spielen mit den Kindern. Sie haben jeder ein Bild für uns gemalt und übergeben es stolz an uns. Wir haben ihnen einen Ball und Ritsch-Ratsch-Zaubertafeln mitgebracht. Die Kinder sind klasse. Sie spielen super zusammen, unterstützen sich gegenseitig und sind in der Lage aus wenig viel zu machen. Ruck zuck haben sie einen Weidenkorb gefunden, ihn an die Wand gehangen und dann konnten wir Basketball spielen. Als wir uns verabschieden, geben sie uns den Ball und die Tafeln ganz selbstverständlich wieder zurück. Große Freude, als wir sagen, dass das Geschenke sind.

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Anschließend schauen wir auch noch im Blinden-Hostel vorbei und singen mit den Kindern. Oder besser: wir lassen uns was vorsingen. Sie können wirklich gut und vor allem laut Nepali-Lieder singen.

Zum Abendessen sind wir heute bei unserer Hausmutter eingeladen. Sie ist auch die Chefin der örtlichen Frauengruppe. Das wird ein lustiger Abend. Wir hocken auf dem Boden in ihrer kleinen Lehmküche, während sie Dal Bhat auf dem offenen Feuer kocht. Es kommen noch ein paar andere Frauen vorbei und wir essen in gemütlicher Runde ein köstliches Dal Bhat mit irgendeinem Gemüsecurry.

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Wie knackt man sehr schüchterne Schüler

Früh am Morgen steht Oliver auf, um den Sonnenaufgang anzuschauen. Ich bleibe lieber im Bett, klaue mir seinen Schlafsack und mache es mir gemütlich. Die einzige Wärmequelle ist hier die Sonne und bevor die nicht aufgegangen ist und scheint, stehe ich besser nicht auf.

Nach dem Frühstück kommen neue Batterien für unser Digitalkameras mit der Eselkarawane ins Dorf. Aber leider ist die Qualität schlecht und die Kameras funktionieren damit nicht. Also machen wir Nepali-Style und ändern unseren Plan für den heutigen Fotowettbewerb. Das Thema des Tages ist „Freude“ & „Posing“ und wir dehnen es einfach auf 2 Tage aus, so dass die 5 Gruppen nacheinander mit den 2 noch funktionierenden Kameras herumlaufen können.

Die erste Preisverleihung für das Kameraprojekt steht an. Die Kinder haben viele und tolle Bilder geschossen und es sieht so aus, dass das Projekt Spaß bringt. Die Lehrer holen die beteiligten Gruppen auf den Dorfplatz und wir haben aus unseren diversen Schätzen, die wir mitgebracht haben, einige ausgelegt und so können nacheinander die Sieger und folgenden Gewinner sich was nehmen. Leichter gesagt als getan. Bis wir uns die Lehrer die Kinder bewegen sich etwas zu nehmen, bedarf es vieler Worte und Bitten.

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Hier ein paar Fotos der Kinder:

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Nachdem wir das erledigt haben, nehmen wir unsere Malerarbeiten wieder auf. Heute soll die Brücke gestrichen werden. Dafür müssen wir erst eine Grundierung auftragen. Irgendwie sieht das aber merkwürdig aus. Und nach ein paar Minuten bilden sich komische Klümpchen dort, wo wir schon Farbe aufgetragen haben. Der Oberbaumeister kommt, guckt sich das Werk an und diagnostiziert: Farbe abgelaufen, wir streichen die Brücke später. Erst muss neue Farbe mit der Eselkarawane kommen.

Okay, also streichen wir weiter die Türen und Fenster der Schule von Außen. Drinnen in den Klassenräumen wird unterrichtet und wir lernen quasi mit. Die Türen stehen sowieso auf und immer, wenn eine Ziegenherde oder eine Büffelherde vorbeikommt, schaut die Hirtin kurz auf ein Schwätzchen mit dem Lehrer vorbei, bevor sie mit der Herde weiterzieht. Ist hier alles nicht so streng. Irgendwann ruft dann von Drinnen jemand nach Oliver. Es ist Chhitij, der blinde Lehrer. Er unterrichtet gerade „Unsere Welt“ und dazu haben sie eine Frage: „Wie viele Länder hat die Erde?“ Zum Glück haben sie nicht mich gefragt. In Erdkunde bin ich eine Niete und Oliver richtig gut. Er bleibt dann auch gleich noch in der Klasse und macht ein bisschen Unterricht.

Am Nachmittag steht dann Unterrichten auf dem Programm. Oliver geht in die Klasse 7 und ich gehe mit Sidi in die Klasse 8. Das Thema: „Konversation mit Touristen“. Das ist echt eine Herausforderung, denn die Schüler sind extrem schüchtern und kriegen den Mund nicht auf. Sie hüpfen nervös von einem Bein aufs andere, verbergen ihr Gesicht hinter einem Berg von Schulheften, kichern nervös und mehr kommt nicht. Wirklich mühsam. Wir erklären ihnen dann so Basics wie: „you are very fat“ ist keine gute Art mit Touristen ins Gespräch zu kommen.

Oliver sitzt auf einem Stein am Dorfplatz und ist frustriert. Die Probleme mit den Kameras, der Unterricht, der jetzt auch kein super Lauf war… alles Doof. Ein paar Jungs spielen Volleyball und wir gehen mitspielen. Eigentlich hasse ich Volleyball, aber Oliver macht das gerne und spielt dementsprechend gut. Nach einer Weile setze ich mich an den Spielfeldrand zu den Mädchen und überlasse dem örtlichen Baumeister Rashu und ein paar Lehrern meinen Platz auf dem Spielfeld. Und dann kommt der Durchbruch. Oliver und die Jungs haben ein super Spiel und die Mädchen bestürmen mich mit Fragen. Auf einmal gar nicht mehr schüchtern, erklären sie mir, was Oliver ihnen im Unterricht beigebracht hat. Alle wollen ein Selfie mit mir und am Ende kommt die Lehrerin und bittet uns in den anderen Klassen auch vorbei zu schauen. Jetzt wollen sich alle Kinder mit uns unterhalten. Puh!

 

Wir bauen ein Flaschenhaus

Den Sonnenaufgang verschlafe ich und lasse mir anschließend von Oliver berichten, der doch tatsächlich schon um 6 Uhr auf den Beinen ist. Zum Frühstück gibt es Pancakes mit Banane und Bergpanorama in der Sonne. Herrlich!! Danach wird gearbeitet. Heute steht das Flaschenhaus auf dem Programm. Dafür haben wir am Vorabend ja schon gute Vorarbeit geleistet und einige Bierflaschen geleert.IMG_4382 IMG_7739 IMG_7774

In der letzten Woche hat schon eine Gruppe von Volontären mit dem Flaschenhaus begonnen und wir bauen jetzt ein bisschen weiter. Das Prinzip ist so einfach wie genial. Auf eine Schicht Lehm kommt eine Reihe Bierflaschen und dazwischen und darauf wieder Lehmpampe. Wir schleppen also abwechselnd Flaschen und Lehmklumpen und sehen zu, wie die Mauern in die Höhe wachsen.

Nach dem Mittagessen verabschieden wir dann Franzi, Margit und Mario, die ihren Projekttrek weiter fortsetzen. Auch dafür gibt es wieder eine große Versammlung auf dem Dorfplatz mit Blumenkränzen und Tika, bevor die drei den Abstieg beginnen.IMG_7812 IMG_7833

Nachdem Mario gegangen ist, ziehen Oliver und ich in dem kleinen Häuschen unters Dach, in die „Honeymoon-Suite“. Und hier macht sich unsere Investition in gute Schlafsäcke jetzt wirklich bezahlt. Das Dach ist nicht komplett geschlossen und so toll der Sternenhimmel hier auch ist, es ist auch bitterkalt nachts. Fenster haben wir zwar, nur ist kein Glas darin und sie lassen sich nicht alle schließen. Also eigentlich schlafen wir fast draußen ;-).IMG_8325 IMG_4467

Am Nachmittag gibt es dann noch eine weitere Zeremonie. Wir haben einen Laptop als Geschenk mitgebracht und der wird nun feierlich der Schule übergeben. Auch dafür werden wieder alle Kinder auf dem Platz versammelt und natürlich bekommt der Laptop auch ein wenig Tika Pulver zur Einweihung (super, rotes Farbpulver über der Tastatur …). Der Schulleiter und der Computer-Lehrer sind ganz aus dem Häusschen, so ist das doch der erste und einzige Rechner, den die Schule zur Verfügung hat. Fragt sich nur, was sie ohne Rechner bisher im Computer-Unterricht gemacht haben. Auf jeden Fall gibt Oliver gleich im Anschluss eine Computer-Einführungs-Stunde in der 7. Klasse und macht dabei eine sehr gute Figur. Er fängt ganz vorne an und erklärt erst mal, dass ein Laptop Strom braucht und was ein Cursor ist…;-).IMG_2923 IMG_2924

Zum Abendessen gehen wir heute ins Waisenheim. Olivers neue Freundin, die Tänzerin Anju vom Lagerfeuer, ist ein Mädchen aus dem Waisenheim und kommt extra um uns abzuholen. Händchenhaltend mit Oliver führt sie uns zu ihrem Haus. Ob das was Ernstes zwischen den beiden wird? Ich werde das mal beobachten. Im Haus sitzen wir mit den Kindern im Kreis, packen unsere Geschenke aus (Schulhefte, Schokolade, Bälle und ein Spiel) und spielen mit den Kindern. Die kleine Anju präsentiert uns dann sogar noch ein Tänzchen mit einer kleinen Kollegin. Definitiv, sie flirtet mit Oliver! Dann bekommen wir Dal Bhat mit Honig-Rakshi direkt über dem Feuer in der Hütte erhitzt. Warm und mit Honig lässt sich das Zeug doch schon wieder recht gut trinken. Nach dem Essen sitzen wir noch ein Weilchen mit den Herbergseltern auf dem Lehmboden in der Hütte um das Kochfeuer und erleben so einen Ausschnitt aus dem echten Nepali-Dorfleben.IMG_7861 IMG_7864 IMG_4332IMG_4333

Sonnenaufgang mit Bergpanorama

Um 6 Uhr holt uns unser Guide Ramesh aus den Federn. Es wird gleich hell und man kann bereits jetzt das Panorama der Annapurna Gebirge im Morgengrauen erkennen. Die Wolken vom Vortag sind verschwunden und die schneebedeckten Berge strahlen in der aufgehenden Sonne. Schöööön!

IMG_7302Wir genießen einfach diesen schönen Ort, trinken einen Tee in der Morgensonne, verzehren ein ausgezeichnetes Frühstück und dann geht es auch schon wieder weiter. Oliver geht es wieder gut und er ist kaum zu bremsen. Mit seinen langen Beinen und den Wanderstöcken marschiert er voran. Ramesh hat das Fotografieren mit Olivers Kamera entdeckt und so macht er den ganzen Tag jede Menge Bilder von allem, was ihm gerade vor die Linse kommt. Das beschert uns auch endlich Bilder auf denen wir zur Abwechslung mal zusammen drauf sind. Perfekt!

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Heute geht es doch wirklich mal ein Stückchen geradeaus und dann aber runter, runter, runter. Über Treppen, über Steinstufen, über Trampelpfade, vorbei an kleinen Hütten und Höfen laufen wir so ziemlich alles runter, was wir gestern hochgeklettert sind und noch ein Stückchen mehr. In knapp 2h gehen wir 1.000 Höhenmeter herab.

Unterwegs begegnen uns immer wieder Gruppen Jugendlicher beim Picknick. Heute ist Samstag, der einzige freie Tag in der Woche, da wird schon am Morgen Party gemacht. Aus mitgebrachten Boxen dröhnt die Musik und wie bei uns gilt auch hier, wer am Lautesten kann, hat gewonnen.  IMG_7381 IMG_7365 IMG_7414IMG_4263

Nachmittags sind wir zurück am See in Pokhara, geniessen noch für eine weitere Nacht den Luxus einer warmen Dusche, WLAN und Wäscheservice, bevor wir dann morgen ins Dorf Swaragau im Gorka Distrikt aufbrechen. Sehr wahrscheinlich werden wir dann die nächsten 7-10 Tage Offline sein.

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Abschied aus dem Kloster und los geht der Trek

Heute verlassen wir das Kloster um für 2 Tage trekken zu gehen. Vor der Abreise zünden wir noch 5 Butterlämpchen im Tempel an und übergeben eine Spende an das Kloster. Dafür gehen wir zu Herrn Lobsang ins Büro -wie am ersten Tag bei unserer „Einschulung“-, während wir einen Tee zu unserer Spendenquittung gereicht bekommen.

Im Kloster stehen 3 Stündige Prüfungen für alle Klassen an und die Mönche sind seit Tagen dafür fleißig am Lernen. Herr Lobsang lässt uns kurz in die Prüfungsbögen blicken. Oliver bekommt den für die Klasse 1, guckt kurz rein, strahlt und sagt, das kann ich! Die Aufgabe ist es einen großen Apfelbaum zu zeichnen und auszumalen. Ich bekomme den für die Klasse 2 und werde blass. Leider kann ich keine der Fragen zu Mr. Gingerbread beantworten und auch sonst fehlen mir einige Vokabeln und Gemüsesorten. Peinlich, peinlich. Also nichts wie raus aus dem Kloster. Zum Abschied bekommen wir noch einen Seidenschal und ein Foto vom Kloster und dann fahren wir auch schon los mit dem Taxi und unserem neuen Guide Ramesh hinauf in die Hügel nach Kande.

Dort angekommen geht es erst mal 2h nur Bergauf. In Nepal geht es sowieso immer entweder hoch oder runter, niemals einfach nur geradeaus. Oliver startet heute morgen unter erschwerten Bedingungen, denn sein Magen grummelt. Super Timing! Aber der Weg ist trotz der Steigung sehr nett und abwechslungsreich und da wir noch dazu mit leichtem Gepäck unterwegs sind, kommen wir gut am Australian Camp an. Hier gibt es erst einmal eine kleine Pause und einen tollen Aussichtspunkt, der aber leider komplett in den Wolken verschwunden ist. Es ist immer wieder beeindruckend, wie schnell das Wetter sich in den Bergen ändert.

Dann geht es weiter zu unserer Lodge in Dhampus. Die Hütte ist super klasse. Ein ganz neu gebautes Steinhaus, schön mit Holzschnitzereien im Gurung Stil, sehr gemütlich und mit einem tollen Blick ins Tal. Sieht ein bisschen aus wie bei Heidi… Das kleine Restaurant hat sogar einen Ofen, aber der Hammer sind die Betten. Oliver passt komplett rein, sogar die Bettdecke geht bis über seine Füsse und die Matratze ist schön weich und dick. Echter Luxus nach den 7 Tagen im Kloster. Wir sind happy!

Nachmittags wandern wir noch eine kleine Runde über Wiesen und kleine Feldwege und überqueren endlich eine der wackeligen Hängebrücken, die uns schon während der Busfahrt die ganze Zeit fasziniert haben. Gerade als ich richtig ins Schwärmen für die Natur und diesen Ort komme, beisst mich ein Blutegel. Und das jetzt in der Trockenzeit. In der Regenzeit muss es dann ja nur so von den Dingern hier wimmeln. Schnell gehen wir weiter und kehren zum Abendessen in unserer Lodge ein.

Das Essen ist lecker, die Stimmung gut und der Ofen ist schön warm. Irgendwann probieren wir dann den Selbstgebannten aus der 2l Sprite Flasche und können anschließend sehr gut in unseren tollen Betten mitten auf dem Berg schlafen.

Wanderung am Fluss

Kerstin: Noch vor dem Morgengrauen stehen wir auf. Auf unserem Zettel von Mr. Lobsang steht, dass die Morgenmeditation um 6 Uhr beginnt. Wir scheinen die ersten zu sein. Macht nichts, denn vor unserem Fenster ist es auch spannend. Die hiesigen Affen haben es doch tatsächlich bis in den 4. Stock geschafft und gucken neugierig zu uns rein. Es sind eine ganze Menge und wir fragen uns schon, wer hier wen anschaut.

Im Morgengrauen lassen sich hinter den Wolken erste Gebirge vermuten. Kleine Spitzen schauen in der Morgensonne immer wieder raus, aber die gesamte Wucht des Annapurna-Gebirges ist noch nicht zu erahnen.

Um 6:30 Uhr erklingt der große Gong und die Mönche trudeln auf dem großen Platz ein und gehen in die Meditationshalle. Aha: Winterzeitplan.

Brav setzen wir uns in die Ecke und verfolgen die Zeremonie. Auch hier gibt es allerlei Tam–Tam mit Pauken, Trompeten, Muschelhörnern und Glöckchen. Die Teenie-Mönche habe Heftchen unter ihrem Tisch und machen allerlei dummes Zeug, genau wie die Mädels in Nagi Gumba. Wir halten durch bis zum Ende. Aber leider haben wir immer noch sehr wenig Wissen darüber, was in der Zeremonie eigentlich geschieht. Mal gucken, ob wir in der Bibliothek eine Einweisung in den Buddhismus finden.

Oliver: Was für ein chaotischer Haufen. Ich ertappe mich, dass mir die Disziplin und Ordnung in der Zeremonie fehlen. Ständig steht ein Mönch auf, quatscht mit dem Nachbarn, trötet einfach mal so ins Horn oder kommen viel später zur Zeremonie. Und der Zeremonienmeister lässt alle so gewähren. Was aber auch auffällt ist die Fröhlichkeit bei den Mönchen. Und das lässt mich innerlich abgleichen, wer hier die richtige oder falsche Einstellung hat. Ich vergleiche natürlich das Geschehen mit meinen Kenntnissen und meiner Erfahrung mit der Kirche und da zeigt sich mal wieder, wie wenig entspannt die christliche Welt ist.

Kerstin: Nach dem Frühstück, Spinat mit trockenem Maismehlfladen (Anmerkung Oliver: Kein Kommentar), gehen wir runter zum Fluss. Heute ist Samstag und die meisten Nepalis haben frei. Demensprechend begegnen uns jede Menge Picknicker. Familien, Jugendgruppen, Kindergruppen, Pärchen. Die Gegend hier scheint ein beliebtes Ausflugsziel zu sein. Und als Westler mit heller Haut und dicker Kamera in der Hand sind wir besonders interessant. Ständig werden wir gefragt: „How are you?“ und „Where are you from?“. Zum Glück hat Deutschland die Fussballweltmeisterschaft gewonnen. Das bringt uns jedes Mal einige Pluspunkte ein. Und dann wollen die Kinder, dass man auf jeden Fall Fotos von ihnen macht. Aber nicht einfach so ein Foto, nein insbesondere die Jungs wollen in verschiedenen Posen fotografiert werden.IMG_6637 IMG_6640 IMG_6642 IMG_6671 IMG_6675 IMG_6690

IMG_6689 IMG_6684 IMG_6646 IMG_6644Neben den Horden von Kindern treffen wir im Flusslauf auf Pferde, Wasserbüffel, Ziegenherden (Anmerkung Oliver: ein Ziegenkitz fand Kerstin sehr nett und lief ihr direkt hinterher, dass die Herdenbesitzerin einen kleinen Sprint einlegen musste, um das Kitz wieder zur Herde zurückzubekommen), eine Schafherde und auch auf eine Schlange. Jede Menge Mücken waren wohl auch dabei, aber das merken wir erst später als die Stiche anfangen zu jucken.IMG_6650IMG_6710 IMG_6700IMG_2862 IMG_6698Wir überqueren ein paar Mal den Fluss, hüpfen über die Steine, klettern auf den Hängen rum und beobachten einen mutigen Bunjee-Springer. Dann haben wir uns unser Mittagessen redlich verdient und wir machen uns auf den Rückweg ins Kloster. Es gibt Reis mit Blumenkohl. Schon besser als das Frühstück.

Oliver: Es ist Zeit für den Internetzugang im Kloster. Im Zimmer 408 sitzen die Nerd-Mönche und haben die Hoheit über das Internet. Ich gebe kurz meinen Rechner und mein Handy ab und zahle 500 Rupien (ca. 4,50 EUR) für eine Woche Internetzugang.

Schnell mal die eMails abgefragt und da finde ich einen Statusbericht von unserer Pressesprecherin. Meine Mutter hat nach dem Erfolg mit der Rheinischen Post nun weitere Medien wie WamS, Bild, Neue Westfälische und Burda angesprochen und versucht unser Hilfsprojekte auch dort zu platzieren. Prima, go for it!

Die so friedliebenden Mönche jagen insbesondere gerne die unzähligen Affen des Geländes. Insbesondere wenn man im Tempel die Fenster offen lässt, haben die Affen inzwischen gelernt, dass es dort einige Leckereien auf dem Altar gibt. Das führt dann zum Nachmittag-Sport-Programm für die Nachwuchs-Mönche, die mit Steinen und Hölzern versuchen die Affen in die Flucht zu schlagen.

Kerstin: Am Nachmittag sortiert Oliver die Fotos und ich mache noch einen Spaziergang ins Tibetische Dorf. Hier treffe ich ein paar der Kinder vom Fluss wieder und als ich mich dann in den Gassen verlaufe, hilft mir ein freundlicher Opi mit Hund und Krücke wieder auf den richtigen Weg.

Und kurz nach dem Abendessen endet auch dieser Tag. Mittlerweile hat Olivers Erkältung auch auf mich übergegriffen und so gehen wir auch heute sehr früh schlafen.

Ankunft im Kloster Pema Ts’al Sakya Monastic Institute

Nach einer heißen Dusche im blitzsauberen Hotelbadezimmer und einem Frühstück mit Blick auf den See erledigen wir im Hotel-WLAN unsere letzten Internet-Hausaufgaben vor dem Klosteraufenthalt.

Dann besuchen wir noch den Taschen-Laden der Women’s Skills Development Organization, um mal die Preise zu vergleichen und gehen auch noch gleich in den Laden von Helping Hands, die Blinde beschäftigen. Also alles Marktrecherchen für unsere eigenen Projekte. Das macht durstig und wir finden ein nettes Plätzchen am See in der Sonne, wo wir noch ein bisschen den Paraglidern zugucken, bevor es dann ab ins Kloster geht.IMG_6622

Angekommen im Kloster Pema Ts’al Sakya Monastic Institute werden wir endlich unseren schweren Kissenbezug mit dem Zeugs für Swanhild los, den wir schon seit Kathmandu mitschleppen.

Kurz darauf bekommen wir eine Einführung ins Kloster und in die Verhaltensregeln vom Tibetischen Klostersekretär Mr. Lobsang. Der gute Lobsang ist ein sehr ernster Mensch und während er ohne Mimik und mit wirkungsvollen Pausen die Regeln erklärt, werde ich immer kleiner auf meinem Plastikstühlchen. Zum Ende wird er aber dann doch etwas lockerer und teilt uns immerhin mit, dass er einen Deutschen Ziehvater hat, der ihn 12 Jahre lang gesponsert hat.

Das Kloster ist eine Ausbildungsstätte für ca. 120 Tibetische Mönche im Alter von 6-18 Jahren. Gleich nebenan ist eins der vier Tibetischen Flüchtlingscamps, aus dem mittlerweile eine stattliche Siedlung entstanden ist, die mit ihren kunstvollen Stroh-Haufen entfernt an den Spreewald erinnert.IMG_6629 IMG_6628

Wir bekommen ein tolles Eckzimmer mit 3 Fenstern im 4. Stock. Cool! Etwas eingeschüchtert überlegen wir, ob wir es wagen können die 2 Betten zusammenzuschieben und tun es dann einfach. Immerhin sind wir die nächsten 7 Nächte hier. Beim ersten Tee (leider haben wir das Mittagessen verpasst) treffen wir dann auch die anderen Voluntäre. Zwei davon kenne ich schon aus Kathmandu und auch die anderen hatten schon vom Taschenprojekt gehört.

Leider gibt es für uns hier nichts zu tun. Es sind gerade sehr viele westliche Besucher hier, so dass Englisch nur von denjenigen unterrichtet wird, die sehr lange hier bleiben oder Muttersprachler sind. Auch in der Küche oder sonst wo werden wir nicht benötigt, sagt Lobsang. Damit hatte ich nicht gerechnet. Auch ohne vorherige Planung, so dachte ich, wird sich hier schon eine nützliche Beschäftigung finden lassen. Auch gibt es hier nur morgens eine Zeremonie (Puja) und nicht wie in den anderen Klöstern, die ich vorher besucht hatte zwei Pujas am Tag. Bhagwans Kommentar „was wollt ihr denn eine Woche lang im Kloster tun?“ kommt mir in den Sinn. Aber uns wird schon was einfallen, da bin ich mir sicher.

Erst mal konzentrieren wir uns aufs Abendessen. Da wir ja noch kein Mittagessen hatten und die Volontäre schon mit leuchtenden Augen entdeckt haben, dass es heute Abend ein Teiggericht gibt, sind wir bester Dinge, als wir in den eigens für Ausländer eingerichteten Speisesaal kommen. Es gibt wirklich Teigtaschen, die aussehen wir Riesen-MoMos. Yummi. Ich überlege, ob es dreist ist, sich gleich 3 von den Dingern zu nehmen, da der Teller schon mit zweien voll ist. Als ich dann in den ersten reinbeiße und sich herausstellt, dass es nur Teig ist und keinerlei Füllung enthält, bin ich froh, dass ich nur zwei genommen habe. Nach einem gebe ich auf und schiebe den Rest zu Oliver rüber. Was nur die anderen an dieser Teigmasse so toll finden bleibt mir ein Rätsel.

Vorerst letzter Tag in Kathmandu

Morgens beim Frühstück fragen Gokul und Prakriti was denn unsere Planung für den Tag wäre. Och, nicht viel, antworten wir. Wir müssen noch kurz nach Thamel und die Wäsche abholen und dann abends mit Maria auf ihren Geburtstag anstoßen. Dazwischen irgendwann unsere Sachen packen, da wir ja jetzt erst mal 3 Wochen auf Reisen gehen. Also alles ganz entspannt.

Ich bin noch nicht ganz wieder im Zimmer, da kommt Prakriti und ruft mich zu sich ins „Office“. Wir müssen sprechen. Also hocken wir gemeinsam mit dem Laptop auf ihrem Bett und fangen an, die nächsten Schritte im Taschenprojekt durchzugehen. Gestern hatten wir beschlossen erst mal mit dem Fuss vom Gas zu gehen und die Shakti Milan Damen nicht permanent anzurufen und zu treiben. Wir wollten auf ihre Rückmeldung und Reaktion warten und wollten bewusst das Risiko eingehen, dass die Taschenproduktion vielleicht in dieser Konstellation, nur mit den Damen vom HIV Krisenzentrum nicht ans Fliegen kommt. Ich hatte auch schon angefangen der Tatsache ins Auge zu sehen, dass ich evtl. sogar ganz ohne Taschen nach Berlin zurückfahre und dass wir Maria ihren Vorschuss zurückzahlen müssen, da wir immer noch keinen gefunden haben, der die Damen zuverlässig anleiten und die Taschen sauber nähen kann – und der aus dem Shakti Milan Netzwerk kommt (sonst wäre es nicht so schwer).

Aber Prakriti hat wohl über Nacht der Ehrgeiz gepackt und Goma von Shakti Milan hat tatsächlich gestern noch 2 neue Kontakte aufgetan und abends zurückgerufen. Was machen wir jetzt? Rishu, die kleine Wunderwaffe hat sich bereiterklärt noch einen Tag für uns freizumachen und wir können Interviews mit den 2 neuen Ladies führen. Na dann los. Wir aktivieren auch noch Mina, die Beste aus dem Nähteam, damit sie Rishu unterstützen kann und verabreden uns für Nachmittags im Nähraum. Und dieses Mal bedeutet Nachmittags schon 12:30 Uhr und nicht wie sonst immer nach 15:00 Uhr.

Auf einmal sind wir doch etwas im Stress ;-). Schnell fahren wir mit dem Tuk-Tuk nach Thamel, holen den Wäscheberg ab, schauen bei Sandra im Sarangi Restaurant vorbei um uns zu Verabschieden, da sie in Australien sein wird, wenn wir zurück in Kathmandu sind, überlegen noch für eine Weile, wie man dem Sarangi Restaurant zum Durchbruch verhelfen könnte und flitzen dann wieder zurück nach Basundara, wo wir wohnen. In der Mo-Mo-Ria an der Ecke essen wir noch schnell ein paar köstliche vegetarische Mo-Mos (Nepalesische Maultaschen) mit scharfer Sauce, denn das Mittagessen bei Prakriti fällt ja heute aus.

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IMG_4132Dann ist es schon ganz schön spät und anstatt die Wäsche zu Hause abzuliefern, beschließen wir direkt zu Shakti-Milan zu fahren und Oliver trägt den großen Wäschesack noch ein paar weitere Kilometer. Rein in den nächsten Microbus und los geht es zum Gopi-Krishna Kino. Von da aus noch ein 15 Min Fußmarsch und wir sind endlich da. Und wir sind nicht die ersten. Nix von Nepali Zeit heute. Die erste Tasche ist bereits zugeschnitten. Respekt, meine Damen!!

Das Nähzimmer strahlt im neuen Anstrich und ich bin ganz entzückt von unserem Malerkunststück. Sieht jetzt wirklich schon viiiiiiel besser aus!

Oliver ist zum ersten Mal bei den HIV Damen. Das ist etwas heikel, denn die Damen haben wahrscheinlich allesamt keine guten Erfahrungen mit Männern gemacht und das Krisenzentrum ist eigentlich Männerfreie Zone (mal abgesehen von den Kindern). Aber wir hatten das vorher abgestimmt und Gokul hat sich für Olivers Besuch eingesetzt, da er ja in den letzten Wochen maßgeblich zum Taschenbusiness beigetragen hat.

Und er macht sich gleich nützlich, indem er den Blechschrank endlich aufbekommt. Der Schrank ist eine Spende, aber leider abgeschlossen und ohne Schlüssel. Nachdem die Damen allesamt erfolglos versucht haben, ihn aufzubekommen, steht er jetzt einfach ungeöffnet und ungenutzt im Nähzimmer. Und bei der Hässlichkeit kann man leider noch nicht mal von „dekorativ“ sprechen. Oliver wendet, nach erfolglosen Versuchen, irgend etwas als Dietrich zu nutzen, rohe Gewalt an, biegt die Tür danach wieder einigermaßen in Form und wir können endlich unser ganzes Nähzeugs in den Schrank räumen. Perfekt!

Ich sortiere alle Reissäcke, die wir in den letzten Wochen gesammelt haben und gemeinsam bestimmen wir, welche Motive gut für den Rucksack, welche für Taschen ohne Plastiküberzug und welche für Taschen mit Plastiküberzug geeignet sind. Wir brauchen definitiv neue Quellen für Reissäcke mit netten Motiven. Aber wir haben auch mehr verwendbare Motive, als ursprünglich gedacht. Zwischendurch versuchen Prakriti und ich noch neue Techniken aus.IMG_6556 IMG_6539

Zwischendurch geht dann das Nähgarn aus und Oliver und ich ziehen los, um neues Garn zu kaufen. In den hochspezialisierten Minishops an der Straße ist es schwierig diesen zu finden, der Nähgarn hat. Aber wir finden einen und eine nette Kundin hilft uns bei der Übersetzung. Es kann weitergehen.

IMG_6570Rishu und Mina nähen mit Vollgas. Heute soll nicht nur eine Tasche entstehen, sondern so viele wie möglich. Prakriti ist zwar total erkältet, bekommt sogar Fieber im Laufe des Nachmittages, aber sie ist eisern und wild entschlossen, Marias Auftrag zu produzieren. Es ist schon lange dunkel, als wir an diesem Tag nach Hause kommen, aber wir haben 4 neue Taschen und sind in Hochstimmung.

Wer Taschen verkaufen will, muss natürlich auch Werbung dafür machen. Das heißt, wir brauchen ein Fotoshooting. Also bittet Oliver uns drei Damen mit je einer Tasche nach draußen und das erste offizielle Foto für die Taschen wird geschossen. Es sieht so aus, als wenn es den Damen auch Spaß macht.IMG_6580

Jetzt müssen wir uns der lästigen Aufgabe stellen, die Klamotten, die ich in 7 Wochen angesammelt und im ganzen Zimmer verteilt habe auszusortieren und möglichst in einen Rucksack zu stopfen. Wir packen eine Tasche mit Geschenken fürs Blindenprojekt in Swaragau und nehmen nur ganz wenig Sachen mit nach Pokhara ins Kloster. Eine Tasche bleibt auch in Kathmandu. Bis wir das alles so auseinander gefriemelt haben, bin ich total fertig. Ich hasse Sachen packen!

Aber zur Belohnung gibt es ein sehr spätes Maria-Geburtstagsessen, Wein und Nepalesische Schwarzwälder-Kirsch-Torte (100% Zucker und nur süss!). Die ganze Familie, incl. Ama und dem Opa Baba kommen uns noch in der Volunteer-Etage besuchen. Wir essen die Torte, trinken Wein, begutachten die Taschenproduktion des Tages und erzählen uns Geschichten. So haben wir einen sehr vergnüglichen letzten Abend in Kathmandu. IMG_6593 IMG_6601 IMG_6589

Morgen um 6:20 Uhr kommt Navar uns abholen, um gemeinsam mit uns nach Pokhara zu fahren.