Aus der paradiesischen Region Chitwan in eine andere Welt

Heute ist der 29. April, und nach drei Tagen in Chitwan fahre ich endlich zurück nach Kathmandu.

Ich bin aufgeregt, und weiß nicht was mich erwartet. Es hat angefangen sehr stark zu regnen, auch in Kathmandu. Hoffentlich sind die Straßen dadurch nicht durch weitere Erdrutsche blockiert. Ich bin im ständigen Austausch mit Gokul und Prakriti, die Hilfsmaßnahmen in den umliegenden Dörfern planen. Die Regierung ist komplett überfordert und inaktiv, so scheint es. Die Krankenhäuser sind voll mit toten, deren Angehörige die Leichen gerne in ihren Dörfern mit Zeremonien bestatten möchten. Aber es stehen keine Autos zum Abtransport mehr zur Verfügung. Von daher blockieren die Leichen das Krankenhaus und Verletzte können kaum versorgt werden.

Die Menschen hier starten private Hilfe Aktion. Sie kaufen Zelte und Lebensmittel und fahren auf eigene Faust in die  Dörfer um zu helfen. Science, der Manager unseres Hotels ist auch eben aufgebrochen mit einem selbst zusammengestellten kleinen Hilfstrupp um in die stark betroffene Region Gorkha zu fahren. Das scheint hier ganz selbstverständlich für viele zu sein, und das macht auch einen Teil der nepalesischen Kultur so besonders. Gorkha ist die Region, wo das erste große Beben sein Zentrum hatte.

Ich bin sehr gerührt von den vielen Nachrichten, die ich aus Deutschland und aus der ganzen Welt bekommen habe. Auch innerhalb von meinem Netzwerk gibt es eine große Solidarität. Das ist sehr beeindruckend. Mit einem kleinen Kern-Team um Oliver herum in Deutschland und Gokul und Prakriti und ihrem immensen Netzwerk hier in Nepal und mir als Brücke zwischen beiden Welten, bin ich sicher, dass wir einiges auf die Beine stellen können. Jetzt, nachdem alle begonnen haben die Überbleibsel des Unglücks zusammen zu suchen, ist deutsche Gründlichkeit und Planung und Organisation ein wertvolles Gut.

Und natürlich finanzielle Mittel, die wir gerade durch die Spendenkampagne zusammentragen. Ich hoffe sehr, dass wir es schnell schaffen die Taschenproduktion für Shakti Milan Bags wieder aufzunehmen. Denn nur dadurch generieren wir langfristig finanzielle Mittel, die allen Familien zu Gute kommen und für einen Wiederaufbau, in nachhaltiger Weise genutzt werden können.

Einen Tag vor dem Erdbeben, hat die Shakti Milan Familie ein neues Mitglied bekommen. Ein Ehepaar aus der unberührbaren Kaste, die durch einen Brand sämtliches Hab und Gut verloren hatten. Für sie war es ein Glückstag ins Team aufgenommen zu werden. Am nächsten Tag hat die Erde gebebt und wir haben seitdem den Kontakt zu ihnen verloren. Wir wissen nicht ob sie überlebt haben. Der Ort an dem sie unterkamen, ist komplett zerstört.

In wenigen Minuten, startet der Bus aus der paradiesischen Region Chitwan in eine andere Welt. Ich melde mich sobald ich wieder online bin.

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