Wir sammeln Müll und machen Lagerfeuer

Heute ist unser letzter voller Tag in Swaragau und wir wollen zum Abschluss mit den Kids ein Müll-Sammel-Projekt mit anschliessendem Lagerfeuer machen. Müll ist ein riesen Problem hier in Nepal. Erst mal besteht überhaupt kein Bewusstsein dafür, dass Plastik- und sonstiger Müll nicht einfach in die Umgebung geworfen werden sollte und dann gibt es auch keine wirkliche Lösung wohin mit dem Müll. Da bietet sich leider nur Entsorgung im Fluss oder Verbrennen an. Warum soll man sich dann die Mühe machen das Zeug in einem Abfalleimer (die sowieso Seltenheitswert haben) zu sammeln? Wir möchten zumindest die Schulkinder dafür sensibilisieren auf ihre Umwelt zu achten und daher machen wir heute diese Aktion. Beim Frühstück besprechen Luisa und ich das ganze noch mal mit Sidi, der das Lagerfeuer und das anschließende Essen für die Kinder organisieren soll. Wir wollen die Aktion mit allen Schulkindern und nicht nur mit den Blinden- und Waisenkindern machen und Sidi ist etwas skeptisch wie er diese Menge an Kindern versorgt bekommt. Aber ihm fällt was ein und wir sind gespannt.

Dann verbringe ich den Vormittag gemeinsam mit Luisa damit die Dokumentation über Swaragau fertig zu stellen. Wir schreiben fleißig alles auf, was wir in den vergangenen Tagen und Wochen erfahren haben und Oliver fotografiert weiter die restlichen Kinder aus Waisen- und Blindenheim sowie die Schlüsselpersonen im Ort für die Dokumentation.

IMG_8474 IMG_8468 - Arbeitskopie 2Wir sind noch mitten in unsere Arbeit am Laptop versunken, als sich unten auf dem Dorfplatz was tut. Ganz plötzlich haben sich sämtliche Schulklassen in Reih und Glied aufgestellt und an der Spitze jeder Gruppe steht ein großer Korb. WOW. Wir sind beeindruckt. Es ist erst 14:40 Uhr und wir wollten die Müll-Sammel-Aktion um 15:00 Uhr starten. Das ist ja Nepali-Zeit Rückwärts. Schnell machen Luisa und ich uns fertig, damit wir auch pünktlich unten auf dem Dorfplatz erscheinen. Unten angekommen grinst Sidi mich erwartungsvoll an. Ja, das hast Du super organisiert, Kompliment!, sage ich zu ihm. Er grinst weiter und sagt, jetzt musst Du eine Ansprache halten, sind ja alle da. Öh, ja, Ähm…klar sage ich was…. Und da ich sowieso unvorbereitet am Besten bin, stelle ich mich vor die Meute und sage ein paar Worte, die dann von Sidi noch auf Nepali übersetzt werden. Und dann geben wir den Startschuss zum Sammeln. Die Kinder fassen das als Wettbewerb auf und stürmen los.

IMG_8498 IMG_8511 IMG_8517Luisa und ich begleiten die Blinden-Kinder Gruppe beim Sammeln und gemeinsam ziehen wir durch den Ort und räumen auf. Die Dorfbewohner winken uns zu, freuen sich über die Aktion und einige geben uns bei der Gelegenheit auch gleich noch ihren Hausmüll mit ;-).

Als wir mit vollem Korb wieder zurück zum Dorfplatz kommen, ist dort die Hölle los. Einige Gruppen sind schon zum x-ten Mal wieder losgezogen, nachdem sie ihren Korb entleert haben. Die Gruppen wetteifern gegeneinander, wer den meisten Müll anschleppt. Oliver macht fleißig Fotos von jeder Gruppe vor ihrem jeweiligen großen Müllhaufen. Unglaublich, was ist nur 1h an Müll auf dem Dorfplatz angeschleppt wurde. Und was für eine Begeisterung bei den Kindern herrscht. Sie haben echt einen Heidenspaß und wir auch! Parallel haben wir auch eine Gruppe zum Holzsammeln losgeschickt und auch diese Gruppe kommt mit einer unglaublichen Menge an Brennholz zurück und ist mächtig stolz auf ihre Ausbeute.

IMG_8530 IMG_8561Nach ca. 1 h Stunde haben wir den Dorfplatz in eine riesige Müllhalde verwandelt und Sidi und die Lehrer gucken mich fragend an. Was jetzt? Wohin mit dem Zeugs? Öh, keine Ahnung, da fragt ihr mich? Vielleicht schaffen wir erst mal alles auf einen großen Haufen und ihr überlegt Euch dann, was wir damit machen, schlage ich vor. Okay, so machen wir es. Sidi, der Schulleiter und ich klettern wieder auf einen Felsen und erklären die nächsten Schritte. Schritt 1: alle Gruppenhaufen zu einem großen Haufen zusammenräumen; Schritt 2: HÄNDEWASCHEN! ALLE! MIT SEIFE!!; Schritt 3: Es gibt Kekse (hatten wir nicht geplant, aber Oliver hat fix den kompletten Bestand aus dem Dorfladen aufgekauft); Schritt 4: wir machen Lagerfeuer; Schritt 5: wir essen Reis und haben Spass! Die Kids können alle 5 Schritte mühelos behalten und legen los.

IMG_8540 IMG_8563IMG_8549Nachdem wir den Müll zusammengeräumt haben, stelle ich mich an den Wasserhahn und verteile unser tolles Alles-Könner-Seifenkonzentrat aus dem Berliner-Globetrotter in eine Unmenge von schmutzigen Kinderhänden. Meine Güter, was mir da für Hände entgegengestreckt werden. So viele unterschiedliche aber richtig dreckige Hände habe ich ja noch nie gesehen. Auch das macht einen Riesenspaß.

IMG_4462IMG_8588Als es dann bei Schritt 3 die Kekse gibt, werden diese irgendwie eingeatmet. Innerhalb von Sekunden ist der gesamte Keksvorrat des Dorfes in Kinderhosentaschen und in Kindermündern verschwunden. Beeindruckend!!

IMG_8603Das Lagerfeuer ist dann ein weiterer Knaller. Weil Lagerfeuer eigentlich immer und Überall funktioniert: auf einem Teamevent bei PayPal genau wie im hintersten Winkel von Nepal: alle lieben Lagerfeuer ;-). Der blinde Lehrer fängt an zu singen, eine Trommel ist auch schnell gefunden und dann fangen gleich 3 kleine Mädels an dazu ums Feuer zu tanzen. Die Gesänge werden lauter, irgendwann gibt es einen Jungen und einen Mädels Chor, die das gleiche Lied gegeneinander singen und jede Menge ums Feuer herum tanzende Kinder. Großartig!

IMG_8614 IMG_8625Irgendwann ist dann Schluss, denn die Schulkinder müssen ja noch nach Hause laufen. Ohne Murren packen sie ihre Rucksäcke und ziehen von Dannen. Wir bleiben mit ein paar Lehrern und Dorffrauen am Feuer sitzen. Es kommen immer wieder neue Leute dazu, einige verschwinden, ab und zu zieht eine Ziegenherde über den Platz, wir bleiben sitzen und genießen die Wärme und unseren letzten Tag in Swaragau. Irgendwann beschließen wir dann auch unser Abendessen ans Feuer zu verlegen, die Blinden-Kinder stoßen dazu, der Schulmeister kommt vorbei, Sidi flirtet mit zwei Lehrerinnen, wir singen noch das ein oder andere Liedchen und sind happy. Was für ein Tag!

Und wo ist der Müll geblieben? Hinter einem Schulgebäude, nah am Fluß, wurde kurzerhand eine Müllhalde eröffnet.

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