Früh am Morgen steht Oliver auf, um den Sonnenaufgang anzuschauen. Ich bleibe lieber im Bett, klaue mir seinen Schlafsack und mache es mir gemütlich. Die einzige Wärmequelle ist hier die Sonne und bevor die nicht aufgegangen ist und scheint, stehe ich besser nicht auf.
Nach dem Frühstück kommen neue Batterien für unser Digitalkameras mit der Eselkarawane ins Dorf. Aber leider ist die Qualität schlecht und die Kameras funktionieren damit nicht. Also machen wir Nepali-Style und ändern unseren Plan für den heutigen Fotowettbewerb. Das Thema des Tages ist „Freude“ & „Posing“ und wir dehnen es einfach auf 2 Tage aus, so dass die 5 Gruppen nacheinander mit den 2 noch funktionierenden Kameras herumlaufen können.
Die erste Preisverleihung für das Kameraprojekt steht an. Die Kinder haben viele und tolle Bilder geschossen und es sieht so aus, dass das Projekt Spaß bringt. Die Lehrer holen die beteiligten Gruppen auf den Dorfplatz und wir haben aus unseren diversen Schätzen, die wir mitgebracht haben, einige ausgelegt und so können nacheinander die Sieger und folgenden Gewinner sich was nehmen. Leichter gesagt als getan. Bis wir uns die Lehrer die Kinder bewegen sich etwas zu nehmen, bedarf es vieler Worte und Bitten.
Hier ein paar Fotos der Kinder:
Nachdem wir das erledigt haben, nehmen wir unsere Malerarbeiten wieder auf. Heute soll die Brücke gestrichen werden. Dafür müssen wir erst eine Grundierung auftragen. Irgendwie sieht das aber merkwürdig aus. Und nach ein paar Minuten bilden sich komische Klümpchen dort, wo wir schon Farbe aufgetragen haben. Der Oberbaumeister kommt, guckt sich das Werk an und diagnostiziert: Farbe abgelaufen, wir streichen die Brücke später. Erst muss neue Farbe mit der Eselkarawane kommen.
Okay, also streichen wir weiter die Türen und Fenster der Schule von Außen. Drinnen in den Klassenräumen wird unterrichtet und wir lernen quasi mit. Die Türen stehen sowieso auf und immer, wenn eine Ziegenherde oder eine Büffelherde vorbeikommt, schaut die Hirtin kurz auf ein Schwätzchen mit dem Lehrer vorbei, bevor sie mit der Herde weiterzieht. Ist hier alles nicht so streng. Irgendwann ruft dann von Drinnen jemand nach Oliver. Es ist Chhitij, der blinde Lehrer. Er unterrichtet gerade „Unsere Welt“ und dazu haben sie eine Frage: „Wie viele Länder hat die Erde?“ Zum Glück haben sie nicht mich gefragt. In Erdkunde bin ich eine Niete und Oliver richtig gut. Er bleibt dann auch gleich noch in der Klasse und macht ein bisschen Unterricht.
Am Nachmittag steht dann Unterrichten auf dem Programm. Oliver geht in die Klasse 7 und ich gehe mit Sidi in die Klasse 8. Das Thema: „Konversation mit Touristen“. Das ist echt eine Herausforderung, denn die Schüler sind extrem schüchtern und kriegen den Mund nicht auf. Sie hüpfen nervös von einem Bein aufs andere, verbergen ihr Gesicht hinter einem Berg von Schulheften, kichern nervös und mehr kommt nicht. Wirklich mühsam. Wir erklären ihnen dann so Basics wie: „you are very fat“ ist keine gute Art mit Touristen ins Gespräch zu kommen.
Oliver sitzt auf einem Stein am Dorfplatz und ist frustriert. Die Probleme mit den Kameras, der Unterricht, der jetzt auch kein super Lauf war… alles Doof. Ein paar Jungs spielen Volleyball und wir gehen mitspielen. Eigentlich hasse ich Volleyball, aber Oliver macht das gerne und spielt dementsprechend gut. Nach einer Weile setze ich mich an den Spielfeldrand zu den Mädchen und überlasse dem örtlichen Baumeister Rashu und ein paar Lehrern meinen Platz auf dem Spielfeld. Und dann kommt der Durchbruch. Oliver und die Jungs haben ein super Spiel und die Mädchen bestürmen mich mit Fragen. Auf einmal gar nicht mehr schüchtern, erklären sie mir, was Oliver ihnen im Unterricht beigebracht hat. Alle wollen ein Selfie mit mir und am Ende kommt die Lehrerin und bittet uns in den anderen Klassen auch vorbei zu schauen. Jetzt wollen sich alle Kinder mit uns unterhalten. Puh!