Vom Filmstar zum Affentheater

Irgendwie schlafe ich die Nacht nicht gut. Liege über eine Stunde wach im Bett und vertreibe mir die Zeit mit Nachrichten lesen auf dem Handy. Dabei finde ich einen aktuellen Artikel im Stern über unseren Mr. Lobsang aus dem Kloster.

Den Morgen beginnen wir wieder mit der Zeremonie. Heute ist noch mehr los als gestern, denn es ist ein ganzer Schwung Nachwuchs-Mönche mit dabei. Und Schwung ist der richtige Ausdruck. Wenn ich gestern bereits Schwierigkeiten mit der Disziplin hatte, so ist das hier heute eher ein Hühnerstall. Aber ich habe ja gestern gelernt, dass das kein Problem ist und alle damit umgehen können. Aber anscheinend geht es auch dem Zeremonienmeister ein wenig auf die Nerven und nach und nach werden die Kleinen darauf hingewiesen gerade zu sitzen, nicht einzuschlafen und nicht mit dem Nachbarn zu kabbeln.

Nach dem Frühstück geht Kerstin ein Runde spazieren und ich suche mir ein Plätzchen, um die fehlenden Beiträge im Blog zu schreiben und die Fotos passgerecht zu gestalten. Kaum das ich einen schönen Platz mit Blick und Sonne im Rücken gefunden habe, bekomme ich Besuch von einem Mönch-Studenten namens Jampa Dakhpa. Jampa interessiert sich für meine Kamera und so unterhalten wir uns über seine und meine Leidenschaft zu fotografieren. Nach und nach erfahre ich, dass Jampa viele Aufgaben im Kloster hat, denn er ist für die Butter-Öl-Lampen verantwortlich und organisiert den kleinen Kiosk im Hof. Das Interessanteste kommt aber noch. Anfang des Jahres hat er an einem Filmprojekt teilgenommen, wo ein englischer Filmemacher ihn und einen weiteren Mönch auf ihrem Weg zurück in die Heimat nach Mustang gefilmt hat. Inzwischen gibt es eine Kickstarter-Kampagne für die Realisierung des Films und so schauen wir uns gemeinsam den Trailer auf dem Laptop an. Er ist zwar nicht mit dem Titel des Films und der Stimme des Sprechers zufrieden, aber ein wenig Stolz kann man ihm schon ansehen. Wenn es einen nächsten Film geben sollte, dann möge der aber mehr Action haben, denn in diesem ging es ihm zu einfach zu. Vielleicht habe ich gerade mit einem künftigen Filmstar gesprochen 😉IMG_6795 IMG_6804

Nach dem Mittagessen gibt es wieder einen kurzen Mittagsschlaf. In dem Moment wo Kerstin aufwacht, schreit sie plötzlich laut auf. Im offenen Fenster sitzt ein Affe und ist gerade dabei ins Zimmer zu kommen. Verschreckt zieht er von dannen, ist aber in 10 Sekunden schon wieder da und ich verscheuche ihn mit einem gezielten Kissenwurf. Raus aus dem Bett und ordentlich Krawall machend, stehe ich auf dem Balkon, um gleich mehrere zu verscheuchen. Plötzlich ruft Kerstin, „Da ist ein Affe im Bad!“. Ich schlage gegen die Tür, um ihn aus dem Bad zu jagen, öffne vorsichtig die Tür und sehe das Chaos. Außer die Feucht-Klopapiertücher hat der Affe zum Glück nichts auseinander genommen, und ich fange an das komplette Bad zu desinfizieren und abzuwischen. Kerstin, immer noch zusammengekauert auf dem Bett sitzend, ruft plötzlich wieder was. Ich, aufgeschreckt, springe aus dem Bad und haue mir erstmal den Kopf an der max. 1,60m hohen Tür und sehe nur, wie zwei Affen vorm Fenster auf unseren Stühlen sitzen und ins Zimmer gaffen. Zwei Affen schauen rein und wir beiden schauen raus. Bin ich denn im Zoo?IMG_4169

Doch das Affentheater nimmt heute kein Ende. Eine Zeit später, nachdem ich auch die Stühle desinfiziert habe, taucht wieder einer von unseren neuen Freunden auf und stellt sich außen auf die Fensterbank und schaut rein – und holt sich einen runter. Jetzt ist aber Schluss mit lustig! Unten auf dem Hof versucht ein Besucher einem Affen seinen Schuh wieder abzunehmen, doch dann fällt der Schuh den Abhang hinunter. Wir stellen inzwischen fest, dass unser Handtuch vom Kloster nicht mehr da ist. Wahrscheinlich liegt es neben dem Schuh irgendwo im Steilhang zum Fluss.

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