Wanderung am Fluss

Kerstin: Noch vor dem Morgengrauen stehen wir auf. Auf unserem Zettel von Mr. Lobsang steht, dass die Morgenmeditation um 6 Uhr beginnt. Wir scheinen die ersten zu sein. Macht nichts, denn vor unserem Fenster ist es auch spannend. Die hiesigen Affen haben es doch tatsächlich bis in den 4. Stock geschafft und gucken neugierig zu uns rein. Es sind eine ganze Menge und wir fragen uns schon, wer hier wen anschaut.

Im Morgengrauen lassen sich hinter den Wolken erste Gebirge vermuten. Kleine Spitzen schauen in der Morgensonne immer wieder raus, aber die gesamte Wucht des Annapurna-Gebirges ist noch nicht zu erahnen.

Um 6:30 Uhr erklingt der große Gong und die Mönche trudeln auf dem großen Platz ein und gehen in die Meditationshalle. Aha: Winterzeitplan.

Brav setzen wir uns in die Ecke und verfolgen die Zeremonie. Auch hier gibt es allerlei Tam–Tam mit Pauken, Trompeten, Muschelhörnern und Glöckchen. Die Teenie-Mönche habe Heftchen unter ihrem Tisch und machen allerlei dummes Zeug, genau wie die Mädels in Nagi Gumba. Wir halten durch bis zum Ende. Aber leider haben wir immer noch sehr wenig Wissen darüber, was in der Zeremonie eigentlich geschieht. Mal gucken, ob wir in der Bibliothek eine Einweisung in den Buddhismus finden.

Oliver: Was für ein chaotischer Haufen. Ich ertappe mich, dass mir die Disziplin und Ordnung in der Zeremonie fehlen. Ständig steht ein Mönch auf, quatscht mit dem Nachbarn, trötet einfach mal so ins Horn oder kommen viel später zur Zeremonie. Und der Zeremonienmeister lässt alle so gewähren. Was aber auch auffällt ist die Fröhlichkeit bei den Mönchen. Und das lässt mich innerlich abgleichen, wer hier die richtige oder falsche Einstellung hat. Ich vergleiche natürlich das Geschehen mit meinen Kenntnissen und meiner Erfahrung mit der Kirche und da zeigt sich mal wieder, wie wenig entspannt die christliche Welt ist.

Kerstin: Nach dem Frühstück, Spinat mit trockenem Maismehlfladen (Anmerkung Oliver: Kein Kommentar), gehen wir runter zum Fluss. Heute ist Samstag und die meisten Nepalis haben frei. Demensprechend begegnen uns jede Menge Picknicker. Familien, Jugendgruppen, Kindergruppen, Pärchen. Die Gegend hier scheint ein beliebtes Ausflugsziel zu sein. Und als Westler mit heller Haut und dicker Kamera in der Hand sind wir besonders interessant. Ständig werden wir gefragt: „How are you?“ und „Where are you from?“. Zum Glück hat Deutschland die Fussballweltmeisterschaft gewonnen. Das bringt uns jedes Mal einige Pluspunkte ein. Und dann wollen die Kinder, dass man auf jeden Fall Fotos von ihnen macht. Aber nicht einfach so ein Foto, nein insbesondere die Jungs wollen in verschiedenen Posen fotografiert werden.IMG_6637 IMG_6640 IMG_6642 IMG_6671 IMG_6675 IMG_6690

IMG_6689 IMG_6684 IMG_6646 IMG_6644Neben den Horden von Kindern treffen wir im Flusslauf auf Pferde, Wasserbüffel, Ziegenherden (Anmerkung Oliver: ein Ziegenkitz fand Kerstin sehr nett und lief ihr direkt hinterher, dass die Herdenbesitzerin einen kleinen Sprint einlegen musste, um das Kitz wieder zur Herde zurückzubekommen), eine Schafherde und auch auf eine Schlange. Jede Menge Mücken waren wohl auch dabei, aber das merken wir erst später als die Stiche anfangen zu jucken.IMG_6650IMG_6710 IMG_6700IMG_2862 IMG_6698Wir überqueren ein paar Mal den Fluss, hüpfen über die Steine, klettern auf den Hängen rum und beobachten einen mutigen Bunjee-Springer. Dann haben wir uns unser Mittagessen redlich verdient und wir machen uns auf den Rückweg ins Kloster. Es gibt Reis mit Blumenkohl. Schon besser als das Frühstück.

Oliver: Es ist Zeit für den Internetzugang im Kloster. Im Zimmer 408 sitzen die Nerd-Mönche und haben die Hoheit über das Internet. Ich gebe kurz meinen Rechner und mein Handy ab und zahle 500 Rupien (ca. 4,50 EUR) für eine Woche Internetzugang.

Schnell mal die eMails abgefragt und da finde ich einen Statusbericht von unserer Pressesprecherin. Meine Mutter hat nach dem Erfolg mit der Rheinischen Post nun weitere Medien wie WamS, Bild, Neue Westfälische und Burda angesprochen und versucht unser Hilfsprojekte auch dort zu platzieren. Prima, go for it!

Die so friedliebenden Mönche jagen insbesondere gerne die unzähligen Affen des Geländes. Insbesondere wenn man im Tempel die Fenster offen lässt, haben die Affen inzwischen gelernt, dass es dort einige Leckereien auf dem Altar gibt. Das führt dann zum Nachmittag-Sport-Programm für die Nachwuchs-Mönche, die mit Steinen und Hölzern versuchen die Affen in die Flucht zu schlagen.

Kerstin: Am Nachmittag sortiert Oliver die Fotos und ich mache noch einen Spaziergang ins Tibetische Dorf. Hier treffe ich ein paar der Kinder vom Fluss wieder und als ich mich dann in den Gassen verlaufe, hilft mir ein freundlicher Opi mit Hund und Krücke wieder auf den richtigen Weg.

Und kurz nach dem Abendessen endet auch dieser Tag. Mittlerweile hat Olivers Erkältung auch auf mich übergegriffen und so gehen wir auch heute sehr früh schlafen.

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