Heute muss ich leider Yoga ausfallen lassen, da wir schon um 9 Uhr morgens einen Termin mit den Damen von Shakti Milan haben. Wir haben alle Näh-Damen einbestellt um ihnen unsere neue Managerin Prakriti vorzustellen. Dann wollen wir mit jeder einzelnen eine Vereinbarung über die Zusammenarbeit treffen, bevor sie heute Nachmittag wieder ins Training gehen.
Angekommen im HIV Krisenzentrum ist das Zimmer mit der Nähmaschine wieder verwaist. Aber es ist ja noch früh am morgen. Die Damen sind auf der Dachterrasse, denn da ist es schön sonnig. Ausserdem hat man heute einen tollen Blick auf den Himalaya.
Wir gesellen uns dazu und schnell wird eine Matte geholt, damit wir uns alle hinsetzen können um unsere Sitzung neben der Wäscheleine zu starten. Irgendwie scheinen wir noch nicht ganz vollständig zu sein. Einige Damen, die in der Gruppe sitzen gehören gar nicht zum Team und andere, die ich noch aus dem Team in Erinnerung habe, sind nicht da. Also machen wir erst einmal eine Bestandsaufnahme, die dann sehr ernüchternd ausfällt. Von den 4 Frauen, die ausgewählt und zum Training geschickt wurden, ist eigentlich nur 1 Frau (die Plastiktütenhäklerin) nach wie vor dabei. Eine Frau muss zurück aufs Dorf, eine andere hat bemerkt, dass sie nicht so gut sieht und deswegen nicht nähen kann (das war die, die das Kosmetikstudio aufmachen wollte, vielleicht besser, dass das nicht geklappt hat, wenn sie nicht so gut sieht) und die vierte im Bunde ist noch mit etwas anderem beschäftigt. Oha. Das fängt ja gut an. Nur gut, dass wir noch ganz am Anfang sind. Schlimmer wäre es, wenn sie erst alle das Training absolviert hätten und dann ausgefallen wären. Und bei einigen Damen hatte ich auch kein gutes Bauchgefühl.
Jetzt werden wir erst einmal ein Anforderungsprofil für den Job der Näherin definieren (Heimspiel für Personaler) und dann werden wir mit den nächsten Interessentinnen ordentliche Interviews führen, bevor wir sie in den Pool der Näherinnen aufnehmen und ausbilden lassen. Das werde ich gemeinsam mit Prakriti angehen. Goma verspricht am Montag das ganze Shakti Milan Netzwerk zu einer Vollversammlung zusammenzutrommeln und neue Näherinnen zu identifizieren.
Bis Montag kann leider nicht viel passieren, da wir mitten im nächste Fest sind. Lichterfest zu Ehren der Göttin Laxmi, die Wohlstand bringt ;-). Heute war übrigens der Tag des Hundes und alle armen Strassenköter haben rote Reiskleckse (Tika) ins Fell geschmiert bekommen und müssen mit Blumenketten durch die Strassen trotten.
Unter 8 Augen stimmen Goma, Gokul, Prakriti und ich noch die nächsten Schritte ab. Mir ist wichtig, dass unsere Managerin Prakriti einen Vertrag mit Shakti Milan bekommt, damit ihr auch ordentlich ein Gehalt ausgezahlt werden kann. Wir einigen uns auf einen 3-Monats-Vertrag mit einer Vergütung von 200 € im Monat. Das muss der Aufsichtsrat von Shakti Milan unterschreiben und so stellen wir auch sicher, dass dieses Gremium voll im Bilde ist und hinter dem Projekt stehen. Den Job das zu organisieren, übernimmt auch Goma.
Und da heute so tolles Wetter ist und sowiso sich gerade alle auf die bevorstehenden Feiertage einstimmen, nehme ich mir für den Nachmittag eine Auszeit. Leider ist meine Klostertour mit Karmalaya geplatzt und so muss ich mir jetzt was Neues überlegen, wo ich meine Auszeiten herbekomme. Heute Nachmittag fahre ich ins nahgelegene Kloster Kopan. Von dort habe ich einen tollen Blick in die Berge und auf Kathmandu. Ich liege dort ein paar Stunden in der Sonne im Gras und mache gar nichts. Noch nicht einmal meditieren.
Zurück laufe ich dann 1 Stunde den Berg runter und bin sofort wieder im Gewusel, Lärm, Smog und Staub der Stadt angekommen. Vorbei der Zauber und die Stille.
Zu Hause wird kräftig dekoriert. Alle Häuser haben innerhalb kürzester Zeit volle superkitschige Weihnachtsbeleuchtung bekommen. Blinkende Lichterketten überall. Auch an unserem Haus. Dafür haben wir also den ganzen Strom gespart ;-).
Abends basteln wir dann noch ein bisschen an dem Flyer für die Social Experience Tour (den Hauptteil machen Oliver und Josef in Berlin), damit wir den hoffentlich morgen drucken können (auch wenn hier eigentlich morgen alles zu ist). Aber wir wollen die Tour am 1. November anbieten und brauchen bis dahin schliesslich noch mind. 8 zahlende Gäste.