Am Morgen wache ich auf mit Halsschmerzen. Also heute besser kein Yoga. Lieber bleibe ich noch ein Stündchen im Bett. Ich sage Krishna, dass ich nicht mitkomme, kuschele mich gemütlich in meinen Schlafsack und will gerade einschlafen, da klopft es an der Tür. Nix mit schlafen. Eine neue Mitbewohnerin ist angekommen…. Das war nicht wirklich geplant, ist aber kein Problem, denn freie Betten gibt es ja im Moment genug. Maria kommt aus Österreich und ist super nett.
Gokul und Krishna stehen auf der Dachterrasse und gucken dem Vater beim Wäschewaschen zu. Was für ein Bild, dieser Boys-Club. Und ein sehr seltenes dazu, denn einen Mann, der jeden Morgen die Wäsche wäscht findet man normalerweise nicht in Nepalesichen Haushalten.
Ich geselle mich mit meinem Milchtee (ist übrigens wirklich lecker) und nutze die Gelegenheit die Ideen für das social Business und den Input von Bhagwan aus dem Karmalaya Haus wiederum mit den Jungs zu teilen und weiter zu entwickeln. Gokul ruft sofort Prakriti, seine Frau dazu. Die arme, immer wenn Frau Prothmann den Mund aufmacht muss sie jetzt zuhören und lernen. Denn aufgrund meines wahnsinnig hohen Alters (43 ist für alle Nepalis unvorstellbar alt) haben meine Worte ein Gewicht bekommen, dass schon komisch ist. No preasure ;-).
Da wir (zumindest ich) nicht ewig in der Sonne an der Wäscheleine stehen können, vereinbaren wir uns am Nachmittag um 2 Uhr in Gokuls Büro zu einer weiteren Besprechung zu treffen. Gut, dass lässt mir Zeit mich ein bisschen vorzubereiten und vielleicht doch noch 1 Stündchen zu schlafen. Ich habe echt einen dicken Kopf.
Gerade liege ich wieder in meinem Schlafsack, da kommt Praktiti gähnend ins Zimmer. Sie sagt, sie ist todmüde und wartet schon seit einiger Zeit in Gokuls Büro um mit mir weiter zu arbeiten. Ob ich denn kommen würde. Ups, es ist erst 12 Uhr. Da gab es wohl mal wieder eine Planänderung. Schnell ziehe ich mich wieder an, raffe meine Sachen zusammen und gehe ins Büro. Unvorbereitet bin ich eh besser ;-).
Gemeinsam haben wir einen intensiven Austausch über die Struktur, die Prioritäten und auch konkrete Aktionen für Gokuls Aktivitäten. Das war wirklich eine gute Session. Aber nach 2 Stunden kann ich keine Infos mehr in meinem Kopf unterbringen. Wir machen Schluss für heute und ich bekomme ein leckeres Dal Bhat.
Am Nachmittag bringe ich mit Krishna auf dem Motorrad den kleinen Safar zurück zu seiner Familie. Safar war über die Feiertage bei uns und jetzt muss er wieder zurück nach Hause. So habe ich wieder die Gelegenheit etwas mehr von Kathmandu zu sehen. Safars Familie wohnt etwas Ausserhalb in einem Dorf am Hang der Bergkette. Wir sehen satt grüne Reisfelder und dicht bewaldete Berge. Sehr, sehr schön.
Angekommen in Safars Haus (was eher eine Lehmhütte ist) bekommen wir erst einmal ein Glass Fanta. Dann kommen Mutter und Safars Schwester und ich bekomme sämtliche Familienfotos zu sehen. Sie haben pro Familienmitglied ein dickes Fotoalbum und da sind dann immer nur Fotos von eben dieser Person zu sehen. Also 200 Fotos vom Vater, immer in Pose, 200 Fotos von der Mutter, etc…. Dafür brauchen wir eine Weile. Und wir bekommen natürlich einen Teller mit Essen. Gastfreundschaft ist hier ganz wichtig und das drückt sich vor allem im Anbieten von Essen aus. Dieses Mal war es wirklich schwierig, denn es gab auch Fleisch. Nach einem bisschen probieren habe ich dann doch erklärt, dass ich Vegetarierin bin und aufgegeben (besser ist das, wenn ich nicht morgen einen verdorbenen Magen haben möchte).
Nach dem Essen darf ich mir einen Stoff für eine Kurta aussuchen, die die Mutter dann für mich Nähen wird. Unter leuchtend roten, pinken und grünen Mustern mit jeder Menge Glitzer suche ich mir das dezenteste aus. Gelb mit Punkten und einer violetten Hose (nicht sicher, ob mir das steht). In 2 Wochen, zum nächsten Familienfest ist die Tracht dann fertig.
Dann gehen Krishna, Sofia (die Schwester) und ich den Hang hinauf, besichtigen den Dorftempel, den nahegelegenen Wald (in dem es Tiger und Schlangen geben soll) und den Dorfplatz. Ein netter und sehr interessanter Spaziergang. Die Schwester spricht prima Englisch und wir verstehen uns bestens.
Bei der Rückkehr noch einen Milchtee, die Oma schaut herein, palaver, palaver und dann kommen alle auf die tolle Idee, ich könne doch über Nacht bleiben. Es ist doch auch schon dunkel. Ups. Die Hütte hat ca. 4 qm. Muss vielleicht nicht wirklich sein. Krishna lenkt ein und sagt, ich hätte ja gar nichts dabei. Wir einigen uns darauf, dass wir wiederkommen, wenn Oliver auch da ist ;-)).
Kaum zurück zu Hause kommt Ama mich in meinem Zimmer besuchen. Sie erzählt mir munter ihren ganzen Tagesablauf. Ich verstehe kein Wort. Aber das ist auch kein Problem. Als das magische Wort „rice“ fällt, werde ich aufmerksam und wir gehen in die Küche, wo ich mein letztes Dal Bhat für diesen Tag bekomme.
Der Tag klingt aus mit einem netten Plausch mit Maria bei Kerzenlicht und Vollmond auf der Terrasse. Kein Strom, kein Internet also entspannen und alles ungetane auf Morgen verschieben.