Hausbesuch mit Goma und Filzpantoffeln made in Nepal

Heute morgen haben wir auf der Dachterrasse des Karmalaya Hauses Yoga mit Krishna gemacht. Um 6.40 sind wir losmarschiert. Definitiv nicht meine Zeit. Aber es hat sich gelohnt.

Nach dem Frühstück mit Pancakes und Doughnut ging es dann mit Gokul quer durch die Stadt zu einem Hausbesuch bei einer HIV infizierten Frau aus dem Projekt. Wir haben uns ihre Geschichte angehört und Orangensaft getrunken.

Sie hat in eine wohlhabende Familie eingeheiratet. Ihr Mann und seine Familie hatten Massagesalons in Tamel. Anscheinend wurde dort nicht nur massiert und ihr Mann hat sich mit HIV angesteckt. Durch ihren Mann wurde sie dann auch mit HIV infiziert. Nach dem Tod ihres Mannes wurde sie von der Familie verstossen. Krank und ohne finanzielle Mittel.
Durch das Netzwerk von Goma und ihre Organisation hat sie mittlerweile einen finanziellen Unterhalt einklagen können, der es ihr ermöglicht in einer winzigen Wohnung zu leben. Sie hat eine Ausbildung zur Kosmetikerin gemacht und führt nun ein unabhängiges und eigenständiges Leben. Eine sehr starke und beeindruckende Frau.

IMG_3630Ihr Traum ist es sich mit einem Kosmetiksalon selbständig zu machen und andere Frauen, die in ähnlichen Notsituationen sind und diskriminiert werden, auszubilden. Dadurch kann eine finanzielle Unabhängigkeit erreicht werden, mit der die Frauen sich dann auch die Medikamente und Behandlungen leisten können, die nicht staatlich finanziert werden.

Vielleicht können wir ihr durch einen Mikrokredit eine Startmöglichkeit schaffen?

Auf die Frage, was sie anderen Frauen als Ratschlag geben kann sagt sie:

  • Führt ein aktives Leben.
  • Versteckt Euch nicht.
  • Geht offen mit Eurer Krankheit um.
  • Und dort, wo ihr diskriminiert werdet, dort geht ihr nie wieder hin.

Danach ging es im Regen weiter mit dem Mofa durch die halbe Stadt und zum ersten Mal habe ich auch andere Touristen in der Hochburg Tamel gesehen. Was für ein Gewusel.

Gokul hat mich zur Schwiegermutter seines Sandkastenfreundes geführt. Eine weitere extrem starke und sehr charismatische Frau. Obwohl sie nie eine Schule besucht hat, führt sie ein Unternehmen, dass Produkte aus Filz herstellt und nach Europa exportiert, insbesondere nach Deutschland, Holland und die Skandinavischen Länder.

IMG_3631Sie hat mittlerweile 100 Mitarbeiter, fast ausschließlich Frauen und oft aus sozial benachteiligten Verhältnissen. Ihr ist es gelungen in 14 Jahren ein profitables Familienbusiness auf- und auszubauen UND gleichzeitig ein soziales Netzwerk und Absicherung für ihre Mitarbeiter zu bieten.

IMG_3632Oft, sagt sie, nimmt sie auch Aufträge ohne Profit an, einfach damit ihre Mitarbeiter Arbeit haben.
Sie unterstützt ihre Mitarbeiter mit Krediten, wenn diese in Not sind und z.B. Geld für eine Operation benötigen.
Und bei ihr gibt es eine flexible Arbeitszeit, die es den Mitarbeitern ermöglicht zu arbeiten und zur Schule zu gehen. Da sie selbst nie eine Schule besucht hat, ist es ihr sehr wichtig, dass möglichst viele ihrer Mitarbeiter zur Schule gehen können.

IMG_3628Auf die Frage, was ihr Erfolgsrezept bei der Führung des Unternehmens ist, bekommen wir Antworten, die in moderner Managementliteratur gerade hoch im Kurs sind von einer Frau, die nie eine Schule, geschweige denn eine Universität besucht hat.

  • Ich arbeite mit meinen Mitarbeitern zusammen. Ich mache alle arbeiten mit. Ich verstecke mich nicht hinter meinem Schreibtisch in der oberen Etage.
  • Ich kenne meine Mitarbeiter. Sie nennen mich Schwester. Nie Chef oder Madam. Das möchte ich nicht. Ich weiss, wer sie sind, was sie brauchen, wo sie stehen.
  • Ich gebe ihnen die Flexibilität von zu Hause aus zu arbeiten oder erst am Nachmittag zu kommen, um neben der Arbeit noch zur Schule zu gehen.

Das war ein toller Besuch. Wir haben erst Tee getrunken, dann sind wir zum Mittag geblieben und als ich meinen Mann, den Präsidenten erwähnte, bekamen wir für November schon eine Einladung zum Dinner. Es wurde auch gleich überlegt, was genau man kochen könnte. Vorsichtshalber habe ich angegeben, dass wir Vegetarier sind ;-).

IMG_3629Die Wahrscheinlichkeit, dass unsere Weihnachtsgeschenke in diesem Jahr überwiegend aus Filz sein werden, ist sehr hoch ;-).

Dann sind heute auch noch die anderen 3 Volunteers eingetroffen, mit denen ich mir ein Zimmer teile. Sie waren übers Wochenende verreist und ich hatte sturmfreie Bude.

Morgen geht es weiter mit dem Einführungsprogramm von Karmalaya. Und 6:40 Yoga ;-).

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